Wenn Du studieren möchtest, spielen sicherlich das Fach und der Hochschulort eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für ein bestimmtes Studium. Daneben wirkt sich aber auch die Wahl der Hochschulform auf Studienverlauf und Karrierechancen aus. So stellt sich vor der Bewerbung immer auch die Frage: Soll es eine Universität, eine Fachhochschule, eine Fernhochschule, eine private Hochschule oder eine Akademie sein? Jede Hochschulform hat ihre eigenen Bedingungen und Vorzüge. Nicht jeder Studiengang ist an jeder Hochschule zu finden. Während generellere Fächer wie Betriebswirtschaftslehre, Kulturwissenschaften oder Geographie an Universitäten, Fachhochschulen oder privaten Hochschulen angeboten werden, sind speziellere Studiengänge wie Tourismuswirtschaft eher an privaten Hochschulen, Fernhochschulen oder Akademien vertreten. Wer nach einem dualen Studiengang sucht, wird in den meisten Fällen an einer privaten Hochschule oder Berufsakademie fündig. Wir stellen hier die Hochschultypen vor und zeigen Dir, was jeweils charakteristisch für diese Form ist.
Die Universität – Größte Fächervielfalt und alleiniges Promotionsrecht
Die Universität zählt zu den wissenschaftlichen Hochschulen. Ihr Schwerpunkt liegt auf der theoretischen und wissenschaftlichen Ausbildung. Universitäten bieten eine breite Fächervielfalt und zahlreiche Möglichleiten, Fächer zu kombinieren sowie inhaltliche Schwerpunkte zu setzen. So bietet die Universität Passau eine einzigartige Fächerkombination im Masterstudiengang "Geographie" an: Geographie, Kultur, Umwelt und Tourismus. Dabei stehen sieben Kulturräume und deren jeweiligen Fremdsprachen zur Auswahl. An privaten Hochschulen dagegen stehen bei einem Tourismusstudium meist zwei Fremdsprachen auf dem Lehrplan. Das oben genannte Masterstudium setzt ein mindestens dreijähriges Bachelorstudium eines kultur-, gesellschafts-, oder wirtschaftswissenschaftlichen Fachs oder einen Tourismusstudiengang voraus. Die allgemeine Voraussetzung für ein Universitätsstudium ist das Abitur. Folgende Abschlüsse kannst Du über das Universitätsstudium erreichen: Bachelor, Master, Master of Business Administration und zuweilen Staatsexamen oder Diplom. Ein Universitätsstudium erfordert ein hohes Maß an Eigeninitiative, was den Erwerb von Praxiserfahrung und Auslandssemester angeht. Promovieren geht übrigens nur an einer Universität, da diese Hochschulen das alleinige Promotionsrecht haben. Universitäten erheben Semesterbeiträge für Verwaltung oder Semesterticket. Zusätzliche Studiengebühren gibt es an den meisten Universitäten nicht mehr. Manche Hochschulen berechnen allerdings "Langzeitgebühren". Es können zudem Gebühren für Gasthörer, Senioren oder für Studierende in berufsbegleitenden Studiengängen anfallen.
Charakteristische Merkmale der Universität im Überblick:
- Voraussetzung allgemeine Hochschulreife
- Ein breites Fächerangebot mit der Vielfalt der Kombinationsmöglichkeiten
- Alleiniges Promotionsrecht
- Große Auswahl an Studienstandorten
- Je nach Standort und Fach überlaufen
- Erfordert Eigeninitiative
- Einblicke in andere Fachbereiche möglich (Studium Generale)
- Im Regelfall Verwaltungsgebühren, aber keine Studiengebühren
Die Fachhochschule – Praxisbezug im Fokus
Fachhochschulen gibt es seit den 1970er Jahren in Deutschland. Der Begriff Fachhochschule wird allerdings immer weniger gebraucht. Geläufiger ist die Bezeichnung "Hochschule für angewandte Wissenschaften" oder "University of Applied Sciences". Fachhochschulen haben einen stärkeren Anspruch auf Praxisbezug als Universitäten. Die Studiengänge gelten als etwas "verschulter". Die meisten Studiengänge schließen mit Bachelor oder Master ab, in Ausnahmefällen gibt es noch Diplomstudiengänge. Wenn Du Dich für ein Studium an einer Fachhochschule bewerben möchtest, brauchst Du dafür die Fachhochschulreife. In einigen Fällen ist eine Zulassung durch Nachweis bestimmter beruflicher Erfahrung möglich (zum Beispiel Meisterprüfung). Das Fächerangebot ist im Unterschied zu einer Universität nicht ganz so groß. Fachhochschulen bieten hauptsächlich Studiengänge aus den Bereichen Wirtschaft, Technik, Ingenieurswissenschaften, Sozialwissenschaften, Pflege, aber auch Kunst und Kultur. Promovieren war bisher an Fachhochschulen nicht möglich. Allerdings sind in den letzten Jahren so genannte Promotionskollegs entstanden. Dies sind Kooperationen mit Universitäten. Mit der Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge sollte die Durchlässigkeit zwischen den Hochschultypen erleichtert werden. Absolventen von Masterstudiengängen an Fachhochschulen sollten durch die Bologna-Reform eine universitäre Promotionsausbildung anschließen können. Bachelorabsolventen sollte der Zugang zum universitären Masterstudium ermöglicht werden. Die Entscheidung zur Aufnahme liegt allerdings bei den Universitäten.
Charakteristische Merkmale der Fachhochschule im Überblick:
- Voraussetzung Fachhochschulreife
- Kleinere Fächerauswahl
- Manchmal Zulassung durch Nachweis relevanter Berufserfahrung möglich
- Praxisnah
- Oftmals kleinerer Campus
- Anschließende Promotion nicht immer möglich
- Durchlässigkeit zum universitären Masterstudium nicht immer gegeben
- Im Regelfall Verwaltungsgebühren, aber keine Studiengebühren
Die Akademie – Berufsbegleitend oder ausbildungsbegleitend studieren
Die Ausbildung an einer Berufs- oder Wirtschaftsakademie ist dem dualen Ausbildungssystem zuzurechnen. Dabei ist zwischen Berufsakademien/Dualen Hochschulen und privaten Akademien zu unterscheiden. Berufsakademien sind meist staatlich anerkannt. In einigen Bundesländern wie Baden-Württemberg, Sachsen, Berlin und Thüringen sind sie in staatlicher Trägerschaft. In anderen Bundesländern gelten sie als private Hochschulen. Damit private Akademien Abschlüsse wie Bachelor oder Master verleihen können, kooperieren sie oftmals mit einer staatlichen Hochschule. So kann es vorkommen, dass Studierende einer privaten Akademie im letzten Semester zur öffentlichen Hochschule wechseln, um dort ihren Abschluss zu machen. Im Unterschied zum Universitätsstudium weist das Studium an einer Akademie einen sehr hohen Praxisanteil auf. Die Studierenden sind sowohl bei einem Ausbildungsbetrieb angestellt als auch an der Akademie als Studenten eingeschrieben. Es gibt unterschiedliche Studienmodelle. So kann die Berufsakademie-Ausbildung entweder nacheinander oder parallel verlaufen. Im ersten Fall erfolgen erst die praktische Berufsausbildung und dann das Studium an der Akademie. Im zweiten Fall gibt es abwechselnd Blöcke im Betrieb und an der Akademie. Von seinem Ausbildungsbetrieb erhält der Studierende in der Regel eine Ausbildungsvergütung, die zwischen 600 und 1200 Euro monatlich liegen kann. In den meisten Fällen werden Bewerber mit Abitur zugelassen, einige Akademien nehmen auch Anwärter mit Fachhochschulreife auf. Das Fächerangebot variiert anhängig vom Studienstandort. Die meisten Berufsakademien bieten Studiengänge aus den Bereichen Technik, Wirtschaft oder Informatik. Vorwiegend an den Akademien können Fachkräfte mit Berufserfahrung den Master of Business Administration (MBA) machen. Dieser Abschluss bereitet auf eine Tätigkeit als Führungskraft vor.
Charakteristische Merkmale der Akademie im Überblick:
- Praxisnah
- Oft kleine Lerngruppen
- Ausbildungsvergütung
- Begrenzte Fächerauswahl
- Durchlässigkeit zum weiterführenden Masterstudiengang nicht immer gegeben
- Abschluss MBA möglich
- Manchmal Abschluss an Industrie und Handelskammer möglich
- Oftmals Kooperation mit staatlichen Hochschulen oder staatliche Trägerschaft
Die private Hochschule – Intensive Betreuung
In den letzten Jahren sind immer mehr private Hochschulen gegründet worden. Aufgrund ihrer recht hohen Studiengebühren waren sie erst als teure Kaderschmieden verpönt. Mittlerweile erfreuen diese Hochschulen sich wachsender Beliebtheit. Die Fächerauswahl ist im Vergleich zu den Universitäten kleiner. Die meisten privaten Hochschulen bieten spezielle wirtschaftswissenschaftliche Fächer wie Tourismuswirtschaft, Marketing, Business Administration oder Eventmanagement an. Die Lerngruppen und der Campus sind oft überschaubar, so dass eine intensivere Betreuung möglich ist. Zudem schätzen viele Studierende den hohen Praxisanteil, gerade wenn es sich um einen dualen Studiengang handelt. Viele private Hochschulen haben feste Kooperationen mit namhaften Unternehmen. Somit können Studierende von diesen Netzwerken profitieren. Manchmal ist eine Zulassung ohne Abitur möglich. Entscheidender sind Aufnahmetests und Bewerbergespräche. Die Studiengebühren an einer Privathochschule fallen oftmals recht hoch aus. Zwischen 6000 und 10.000 Euro fallen für solch ein Studium an. Dazu kommen Prüfungsgebühren. Bei einem dualen Studiengang bekommen die Studierenden in der Regel die Gebühren vom Partnerbetrieb erstattet. Achte darauf, dass Dein Wunschstudiengang akkreditiert ist, das heißt, dass eine Qualitätsprüfung stattgefunden hat. Auch wenn mittlerweile viele Studiengänge der privaten Hochschulen eine Akkreditierung vorweisen können, ist dies nicht immer der Fall. Die Abschlüsse sind außerdem nicht automatisch gleichwertig mit denen aus staatlichen Hochschulen. Manchmal stellt die private Hochschule Zertifikate statt Hochschulzeugnisse aus. Frage vor der Bewerbung, welche Abschlüsse Du dort erwerben kannst und ob damit ein weiterführender Master an einer anderen Hochschule möglich ist.
Charakteristische Merkmale der privaten Hochschule im Überblick:
- Oftmals kleine Lerngruppen, übersichtlicher Campus
- Netzwerke mit Unternehmen aus der Region/aus bestimmten Branchen
- Praxisnah im dualen Studiengang
- Zulassung ohne Abitur möglich
- Hohe Gebühren
- Nicht alle Abschlüsse entsprechen dem Bachelor/Master
Das Fernstudium – Studieren vom heimischen Schreibtisch aus
Wenn Dir ein Präsenzstudium nicht zusagt, sei es aus beruflichen oder familiären Gründen, musst Du trotzdem nicht auf ein Studium verzichten. Ein Fernstudium kann eine Alternative sein. Zu unterschätzen ist es dennoch nicht: Bis zu 15 Stunden in der Woche sollten dafür eingeplant werden. Mittlerweile bieten Fernuniversitäten eine recht große Fächervielfalt: Wirtschaftswissenschaften, Logistik, Eventmanagement, Tourismus, Literaturwissenschaft, Psychologie oder Rechtswissenschaft gehören zum Beispiel ins Portfolio. Auch an einer Fernuniversität können die üblichen Abschlüsse wie Bachelor, Master oder MBA erworben werden. Dazu muss die Fernhochschule staatlich anerkannt sein. Bei einem Fernstudium bist Du an keinen Semesterbetrieb gebunden. Du studierst vom heimischen Schreibtisch aus und bist dadurch zeitlich flexibel. Per Internet bist Du an den virtuellen Campus angebunden. Zudem bekommst Du so genannte Lehrbriefe mit der Post, deren Aufgaben Du lösen und wieder einschicken musst. Auch wenn Du die meiste Zeit von zuhause aus studierst, kann es einige Seminare mit Präsenzpflicht geben. Zu den Prüfungen reisen Studierende zum nächst gelegenen Standort. Das Fernstudium ist gebührenpflichtig. Oftmals kannst Du es einige Wochen kostenlos ausprobieren. Manche Fernhochschulen haben großzügige Bewerbungszeiträume, die sehr unterschiedlich ausfallen können. Auf der jeweiligen Homepage kannst Du Dich über die Bewerbungsmodalitäten informieren.
Charakterische Merkmale des Fernstudiums im Überblick:
- An keinen Semesterbetrieb gebunden, zeitlich flexibel
- Berufsbegleitend/ausbildungsbegleitend möglich
- Gebührenpflichtig
- Lehrbriefe per Post oder per Mail
- Wenig persönlicher Austausch, viel Zeit alleine
- Prüfungen oder Präsenztage in Hochschulzentren